Igel gefunden, was tun?

 

Im Frühling…

…erscheinen häufig bereits im Februar/März Igel, die im Spätherbst untergewichtig in den Winterschlaf gegangen sind oder aber durch die zu warmen Temperaturen im Winter zu früh aus dem Winterschlaf erwachen. Häufig sind sie dann als nachtaktive Tiere auch tagsüber aktiv.

Diese Igel finden im März noch keine Insekten und häufig sind die Wasserstellen auch noch nicht eisfrei. Wenn die Temperaturen im März zudem noch unter Null fallen, besteht die Gefahr, dass die untergewichtigen Igel erneut in den Winterschlaf fallen und ihre letzten Reserven aufzehren.

Daher ist es wichtig, diese Igel zügig zu sichern und in die Hände einer erfahrenen Igelstation zu geben. Die Igelhilfe Seelze-Süd hilft bei der Vermittlung an eine Pflegestelle. Häufig sind die Igel dehydriert und leiden an massiven Mangelerscheinungen. Igel, die sogar augenscheinlich nicht in der Lage sind, sich selbstständig in eine überlebensfähige Situation zurück zu kämpfen (z.B. Apathie, Schwäche, stundenlanges ungeschütztes Herumliegen auf derselben Stelle), benötigen Sofortmaßnahmen Ihrerseits: ein ausbruchsicherer Karton, eine Wärmequelle, ein altes Handtuch und etwas Wasser. Futter darf erst nach vollständiger Aufwärmung und auch nur in Mini-Portionen angeboten werden (maximal 1 Teelöffel Katzentrocken- oder Nassfutter).

Igel mit offenen Wunden, fehlenden Gliedmaßen, Kopftraumata (z.B. Verkehrsunfall), eitrigen und übel-reichenden Wunden, Stachelausfall etc. müssen so schnell wie möglich in professionelle Hände. Hier zählt jede Sekunde! Sollten Sie keinen Kontakt zu einer Igelpflegestelle bekommen, in die Notfallambulanz der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Bünteweg 9, rechte Eingangstür

 

Im Sommer…

…erleiden Igel Verletzungen vor allem durch Arbeiten im Garten mit schwerem Gerät oder durch andere Umstände (Rasentrimmer mit Nylonfaden, Mausefallen, Hundebisse, Gefangensein in Obstnetzen, Maschendrahtzäunen, Kellerfenster-Lichtschächten, Außenkellertreppen, u. ä.). Ohne Hilfe durch den Menschen müssten die meisten solcher Igel einen oft qualvollen Tod erleiden, auch nach einer Befreiung in letzter Minute. Bringen Sie das verletzte Tier umgehend zu einer erfahrenen Igelstation oder je nach Grad der Verletzung ebenfalls in die Notfallambulanz der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Bünteweg 9, rechte Eingangstür. Wenn Sie das Tier nicht selbst sichern können, informieren Sie die Feuerwehr (Tierrettung). Im Garten sollten Sie bei den immer heißer werdenden Sommern unbedingt genügend flache Frischwasser-Stellen einrichten. Diese kommen allen Wildtieren zugute - nicht nur dem vom Aussterben bedrohten Igel.

In Niedersachsen kommt der Igelnachwuchs je nach Temperatur zwischen Juli bis September zur Welt. Die Igelbabys verbleiben im Nest, bis die Mutter von der Futtersuche zurückkehrt. Sollte dem Muttertier etwas zustoßen, verlassen die stärksten Jungen erst nach mehreren Tagen des Wartens das Nest und irren dann draußen umher. Sehr junge Igelbabys, die noch geschlossene Augen und Ohren haben, sind außerhalb des Nestes nur zu finden, wenn der Wurf durch äußere Einflüsse wie Hunde, Katzen, Menschen oder Maschinen gestört wurde. In solchen Fällen zählt jede Minute: Legen Sie die Igelsäuglinge in ein vorgewärmtes Handtuch auf eine Wärmflasche mit warmem, aber nicht heißem Wasser. Falls keine Wärmflasche zur Verfügung steht, können Sie auch eine Mineralwasserflasche oder einen zugeknoteten Gummihandschuh verwenden. In jedem Fall sollten Sie umgehend die Tierärztliche Hochschule, den Tierrettungsdienst der Feuerwehr oder eine Igelstation kontaktieren. Bitte versuchen Sie nicht, die Igelbabys selbst zu füttern: Es besteht die Gefahr, dass Flüssigkeiten wie Tee oder Aufzuchtmilch in die Lunge gelangen, was zu einem Erstickungstod führen kann. Zudem ist die Aufzucht nur mit speziellen Präparaten möglich, da Igel häufig an Lactoseintoleranz leiden.

Im Herbst…

…sollten Sie ihre Futterstelle im eigenen Garten weiterhin gut bestückt halten, da spät geborene Igel noch Nahrung benötigen, die Insekten ab November jedoch zunehmend knapper werden.

Ein Jungigel gilt bei unter 600g als untergewichtig und ein Altigel hat bei unter 800g nur geringe Chancen, fünf bis sechs Monate Winterschlaf schadlos zu überstehen. Diese Tiere müssen in menschliche Obhut genommen werden, um ihr Überleben zu sichern.

 

Im Winter…

…hielten Igel über Jahrtausende einen tiefen Winterschlaf, bei dem alle Körperfunktionen auf ein Minimum reduziert waren. Mittlerweile macht der Klimawandel mit seinen zu milden Wintern dem Igel stark zu schaffen – er schläft nicht tief ein oder wacht immer wieder auf, was ihn viel Energie kostet. Dann irren sie oft im Schnee und Dauerfrost umher. Diese Igel sind stets in einer Notlage! Bei Bauarbeiten oder der Pflege von Grünflächen werden manchmal die Winterschlaf-Nester der Igel zerstört. Die Igel, die dann umherlaufen, sind dem Risiko von Erfrierungen oder Hungertod ausgesetzt. Jungigel, die mit zu geringem Gewicht in den Winterschlaf gehen mussten, wachen ebenfalls vorzeitig auf, in der Hoffnung, etwas Fressbares zu finden.

Igel, die einen deutlich abgesetzten Kopf („Hungerfalte“), eingefallene Flanken, hervortretende Hüft- und Schulterknochen sowie sichtbar „lange“ Beine aufweisen, sind ausgehungert und vergeblich auf Futtersuche. Hier ist dringend Hilfe erforderlich: Diese Tiere müssen aufgenommen werden, um sie vor dem sicheren Hunger- und Kältetod zu retten. Ein anschließender Kontakt mit einer Igelpflegestelle ist unerlässlich. Bitte päppeln oder überwintern Sie als Unerfahrene/r Igel nicht selbst. Der Igel ist ein kompliziertes Wildtier und benötigt spezielle Medikamente und Untersuchungen!

Naturbelassene Gärten mit Zufütterung für Auswilderung gesucht

Ab und zu kommt es vor, dass ein Igel nicht an seinen ursprünglichen Fundort zurückgebracht werden kann. Diese Igel müssen ein neues Zuhause finden. Deshalb suchen wir tierliebe und verantwortungsvolle Menschen, die einen eigenen Garten besitzen, in dem ein Igel artgerecht leben und über ein temporäres Auswilderungsgehege ausgewildert werden kann. 

Was bedeutet artgerecht für einen Garten mit Igeln?

  • Optimal wäre ein Garten mit ganzjähriger Zufütterung über ein Futterhaus mit Klappen und zuverlässiger Wasserquelle. Hierzu beraten wir Sie gerne.
  • Der Garten muss für Igel leicht zugänglich sein und ihnen die Möglichkeit geben, ihn zu verlassen. Jägerzäune, Zäune mit Lücken zum Boden und ausreichend große Öffnungen in Maschendrahtzäunen sind Grundvoraussetzungen.
  • Lebensbedrohliche Fallen im eigenen Garten wie Treppen- und Kellerschächte oder Teiche/Pools müssen adäquat gesichert werden. Dies gelingt häufig schon mit kleinem Aufwand.
  • Der Garten sowie die Nachbargärten und idealerweise auch die Umgebung sollten ebenfalls barrierefrei, mit vielen Büschen, Bäumen, Hecken und natürlichen Rasenflächen versehen sein. Auswilderungen von Igeln in stark betonierten Stadtgebieten sind nicht unterstützens-wert.
  • Der Garten sollte nicht an stark befahrenen Straßen liegen. Moderater nächtlicher Anlieger-verkehr ist in Ordnung.
  • Mähroboter und elektrische Gartengeräte müssen mit Bedacht eingesetzt werden
  • Heruntergefallenes Laub sollte im Herbst im Garten verbleiben, damit der Igel genügend Material für den Nestbau hat.
  • Eine Lage direkt am oder im Wald ist weniger geeignet, da Igel keine Waldtiere sind. Ihr ursprünglicher Lebensraum sind offene Wiesenlandschaften oder abwechslungsreich begrünte Wohnsiedlungen. Nahe des Waldes finden sich zudem die natürlichen Feinde des Igels: Uhu, Dachs, Fuchs, Marder, Waschbären….
  • Ständiger Lärm oder Haushunde mit starkem Jagdinstinkt sind für Igel, die empfindliches Gehör besitzen, ungünstig. 
  • Eine direkte Nachbarschaft zu landwirtschaftlich sehr stark bewirtschafteten Flächen oder Wiesen, die zweimal im Jahr gemäht werden, ist ungünstig, da die Igel dabei gefährdet werden. Der Einsatz von Pestiziden/Herbiziden dezimiert zusätzlich die wichtigen Insektenvorkommen.
  • Viele Hecken, Büsche, Totholz und wilde Ecken sind gute Voraussetzungen, damit sich ein Igel bei Ihnen im Garten wohlfühlt
  • Bitte verzichten Sie in Ihrem Garten unbedingt auf Gifte und Fallen.
  • Einheimische Pflanzen runden den Lebensraum des Igels ab.

Kontaktieren Sie uns gerne unter: Igelhilfe-Seelze@gmx.de

Wir freuen uns auch über Fotos Ihres Gartens oder einen persönlichen Vor-Ort-Termin!

 

Merke: Der Igel steht auf der Liste der bedrohten Arten. Ohne unser Zutun werden die Igel vermutlich in circa 10-15 Jahren ausgestorben. Lasst Sie es uns jetzt gemeinsam anpacken!